Zurück in Cham – und mitten im Leben
Ich war in meiner alten Heimat. Cham.
Dem Ort, den ich damals verließ, als ich selbst noch so krank war.
Und nun? Bin ich wieder da. Als Rednerin. Als Mentorin. Als Autorin.
Als die Frau, die vom Leben erzählen darf.
Was für ein verrückt schönes Gefühl.
Ich durfte sprechen – zwei Stunden lang.
Zwei Stunden Stille. Zwei Stunden ungeteilte Aufmerksamkeit. Zwei Stunden in meinem Element.
Und es war einfach da: dieses Fließen, das man nicht planen kann. Diese Kraft, die kommt, wenn man sie nicht erwartet.
Meine Stimme. Meine Worte. Meine Geschichte. Gelebte Erfahrung. Kein angelesenes Wissen.
Ich habe nichts auswendig gelernt – ich habe gelebt. Und ich teile, was das Leben mich gelehrt hat.
Und dann sitzen sie da: die Menschen.
Und hören zu.
Lächeln. Weinen. Halten inne.
Und ich spüre: Es bewegt. Es geht tief. Es heilt vielleicht sogar ein bisschen.
Was für ein Geschenk.
Der Vortrag hieß: „Krebs. Was kann ich jetzt für mich tun?“
Und ganz ehrlich: ich habe gleich zu Beginn alles über Bord geworfen. Keine Lesung, kein strenges Konzept.
Einfach reden. Herz auf. Und los.
Ich erzähle von Mike. Von der Diagnose. Von der Angst. Und von der Entscheidung, dass das kein Ende sein muss, sondern ein Anfang sein kann.
Ich erzähle von Hoffnung. Von Perspektive. Von der Kraft des Denkens.
Von radikaler Akzeptanz.
Von der Möglichkeit, selbst in der tiefsten Krise ein „Ja“ zum Leben zu finden.
Und das Publikum? Es war da. Mit jeder Faser.
Ich durfte erleben, was es bedeutet, wenn Menschen sich berühren lassen.
Ich durfte erleben, wie Stille spricht.
Und danach? Danach saß ich mit meinem Papa am Stammtisch.
Wie früher. Nur dass heute alles anders ist.
Papa und ich.
Lachen. Genießen. Erinnern.
Und ich bin so unendlich dankbar für diesen Moment.
Ich konnte auch alte Freunde besuchen. Menschen, die mich noch von früher kennen.
Von „damals“, als ich noch so krank war.
Heute sehe ich sie wieder – gesund, lebendig, erfüllt.
Und darf ihnen erzählen, wie sehr sich alles verändert hat. Wie schön das Leben sein kann.
Gänsehaut.
Cham. Mein früheres Zuhause.
Heute Bühne. Heute Herz. Heute Heilung.
Ich weiß nicht, ob ich es je begreifen werde, aber ich spüre: Das Leben meint es gut mit mir.
Und ich darf weitergeben, was ich empfangen habe.
Von Herzen,
Danielle
HIER DER TEXT DES ZEITUNGSARTIKELS. DANKE LIEBE BABETTE!
Nur das Jetzt zählt
Inspirierender Vortrag von Danielle Herrnberger zu Perspektiven trotz Krebs
Cham. Fröhliche Gesichter, Gelächter, Umarmungen. Wer den Seminarraum im Randsberger Hof am Mittwochnachmittag betritt, kommt eigentlich nicht auf die Idee, dass es gleich um ein Thema geht, das wir meist mit Schmerzen, Leid und allzu oft auch Tod verbinden: Es geht um Krebs. Oder besser gesagt um ein gutes Leben trotz Krebs.
Der Seniorenbeirat Cham hatte zu einer Lesung mit Diskussionsrunde unter dem Titel „Krebs. Was kann ich jetzt für mich tun? Die Geschichte eines Wunders“ eingeladen. Vorsitzender Herwig Pohl begrüßte die interessierten Zuhörenden, stellte die Referentin des Nachmittags, Danielle Herrnberger, vor. Die gebürtige Regensburgerin machte gleich deutlich, wie erlebend und erzählend, dass ihr Thema mit der Liebe zu ihren Eltern verbindet.
„Ich hab die Liebe meines Lebens getroffen“, so beginnt Danielle Herrnberger ihren Vortrag. Doch so emotional und berührend wie die Regensburgerin erzählt, mutet es eher an wie ein Gespräch unter engen Freunden. Daher wirft Herrnberger das Konzept Lesung gleich zu Beginn über Bord: „Ist es für euch okay, wenn ich einfach so weitererzähl?“ Es ist. Das Publikum im Saal ist ohnehin gespannt von der lebendigen und inspirierenden Erzählung über die Krebserkrankung ihres heutigen Ehemanns Mike, der sie auch zu diesem Termin begleitet hat, und seinen Weg zurück in ein normales, gesundes Leben.
Diagnose als Geschenk
Für Herrnberger sei die Diagnose gleichzeitig ein Geschenk gewesen, sagt sie. Sie habe für sich erkannt: „Ich war noch nie so richtig und so wichtig und kann jetzt den Job meines Lebens machen.“ Denn auch wenn das Ehepaar zu diesem Zeitpunkt erst drei Monate kannte, stand für sie fest, dass sie ihren Freund in der Krankheit begleiten werde, notfalls bis in den Tod. Immer wieder verdeutlicht die Referentin, wie gravierend die Nachricht, dass Mike Bauchspeicheldrüsenkrebs hat, das Leben veränderte. Es gebe ein Vorher und ein Nachher, erklärt sie. Es sei ein Albtraum, aus dem man einfach nicht aufwache, und man könne sich nicht erklären, wie es sein kann, dass die Welt um einen herum sich einfach weiterdrehe. „Wissen tut es jeder – wir kommen hier nicht lebend raus, doch plötzlich ist es so fühlbar“, beschreibt Herrnberger das Erlebte. Doch auch wenn es scheint wie ein Wunder, heute ist Mike lebendig – trotz düsterster Prognosen und entsetzlicher Statistiken. Und das obwohl ihm gesagt wurde, dass er sterben werde, als er die Chemo auf seinen Wunsch abbrach.
Perspektive ist entscheidend
Doch wie begegnete die lebenslustige Frau diesem Schicksalsschlag? Radikale Akzeptanz lautet ihre Methode. „Wir haben genau diesen Tag, diesen Moment. Das zählt“, erklärt Herrnberger ihre Herangehensweise. Sie habe sich vor Augen gehalten, dass es immer Handlungsspielraum gebe, wenn auch nur einen kleinen. Denn ihre Erfahrung nach kann der richtige Blickwinkel nicht nur im Kopf, sondern auch im Körper etwas verändern. Die wissenschaftliche Basis für diesen Zusammenhang findet sich in der Psychoneuroimmunologie, ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, das die Wechselwirkung zwischen Psyche, Nerven- und Immunsystem untersucht. Es gebe also eine direkte Wirkung von unserem Denken und Fühlen auf unseren Körper.
Herrnberger konnte das, was sie meinte, auch mit einer kurzen Passage eindrücklich machen: Sie las spontan aus ihrem Buch vor:
„Wenn ich mir ausmale, spürt mein Körper sofort, egal ob ich es ausspreche oder nicht.“
Und so konnte das Publikum mitnehmen, dass der Körper, wenn man ihm die Chance gibt, zur Ruhe kommt. Zur Regeneration. Zur inneren Balance.
Ratgeber „Dein Später ist jetzt“
Danielle Herrnberger hat in einem Buch ihre eigenen Erfahrungen im Umgang mit Krebs als Unterstützungs- und Mutmacherin für Betroffene und Angehörige zusammengefasst, in dem sie schwierige Situationen genauso wie kleine Lichtblicke ganz persönlich schildert. Weitere Infos unter: www.danielle-herrnberger.de
