Es gibt Wörter, die klingen schwer. „Eigenverantwortung“ ist so eines. Viele Menschen verbinden damit sofort Schuld, Druck oder das Gefühl, noch mehr leisten zu müssen. In Zeiten von Krise oder Erschöpfung wirkt der Begriff dann oft wie eine Zumutung. Dabei ist seine eigentliche Bedeutung genau das Gegenteil: Selbstverantwortung kann uns befreien.
Denn was steckt wirklich dahinter? Selbstverantwortung heißt nicht, dass ich die Welt kontrollieren muss. Sie heißt auch nicht, dass ich allein verantwortlich bin für alles, was geschieht. Vielmehr bedeutet sie: Ich darf Einfluss nehmen auf mein Erleben. Ich kann – trotz allem, was um mich herum passiert – entscheiden, wie ich mit mir selbst umgehe. Ich darf mich halten, mich führen und mich stärken.
Gerade in Krisen ist dieser Gedanke ein Geschenk. Ich habe selbst erlebt, wie sich Ohnmacht anfühlt, wie es ist, wenn das Leben zusammenbricht. Als mein Partner die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs erhielt, war da zunächst nur Leere. Ein Nichts. Doch genau in dieser Leere öffnete sich ein Raum. Ein Raum für neue Klarheit, für innere Haltung, für die Entdeckung von Kraftquellen, die ich zuvor nicht wahrgenommen hatte.
Als Mentorin aus Erfahrung weiß ich heute: Es geht nicht um Durchhalten oder Funktionieren. Es geht darum, wieder zu spüren. Schritt für Schritt. Manchmal genügt schon ein ehrlicher Atemzug, ein Gespräch, ein Spaziergang. Kleine Momente, die uns zurück zu uns selbst führen.
Selbstverantwortung ist deshalb kein Druck. Sie ist die Einladung, das Steuer für das eigene Leben wieder in die Hand zu nehmen – nicht perfekt, nicht sofort, sondern in kleinen, mutigen Schritten. Genau dort, wo vorher nur Angst und Leere waren, kann Vertrauen wachsen. In uns selbst. Und in das Leben